"Kleingläubig?" Eine Haltung der Sehnsucht

Kleingläubig bin ich im Doppelsinn: Als Mensch Christoph Klein habe ich meinen ganz eigenen Glauben - geprägt durch andere Menschen, durch einen kritischen Blick auf die Institution der katholischen Kirche, aber auch durch Liebe zu ihr. Jedenfalls: Mein Glaube ist einmalig wie ich. Und darum habe ich auch die Sehnsucht, im Feiern und im Gebet genau diesen Glauben ausdrücken zu können.  

 

Mit Sehnsucht hat aber auch die altbekannte Bedeutung von "Kleinglaube" zu tun, in der ich meinen kleinen Glauben durchaus wiederfinde: Im Matthäusevangelium steigt Petrus aus dem Boot, um auf dem Wasser auf Jesus zuzugehen. Der Apostel zweifelt, beginnt zu versinken, Jesus rettet ihn und sagt ihm (ganz liebevoll, stelle ich mir vor): "Du Kleingläubiger!" So weit wäre es nicht gekommen, wäre Petrus seiner Sehnsucht gar nicht erst gefolgt. Das Wagnis des Glaubens ist also vor allem etwas für "Aussteiger" - und eben für solche, die es so weit bringen, dass Jesus "Kleingläubige(r)" zu ihnen sagt.

 

Viele kennen diese biblische Geschichte nicht - und sind fasziniert, wenn sie sie kennen lernen, weil sie spüren, dass sie auch unabhängig von konkret christlichem Kontext von den zentralen menschlichen Grunderfahrungen erzählt: Von Getragensein, Vertrauen, Zweifel, Verzweiflung, Rettung.